„Der Name der Rose“ von Umberto Eco

Gelesene Ausgabe: Süddeutsche Zeitung I Bibliothek, Süddeutsche Zeitung GmbH, München 2004

Bei Der Name der Rose von Umberto Eco hat mich der Film aufs Buch gebracht. Der Schauspieler Sean Connery verkörpert darin aufs Wunderbarste eine der Hauptfiguren des im Mittelalter spielenden Romans: den Franziskanermönch William von Baskerville.

Dieser William ist zu Gast in einem italienischen Benediktinerkloster. Dort wird er gemeinsam mit seinem Novizen Adson Zeuge einer Mordserie, deren Auslöser ein Buch zu sein scheint, das in der streng bewachten Klosterbibliothek jedem Zugriff entzogen ist. Das ist in den Augen Williams weder der Sinn von Bibliotheken noch der von Büchern, denn: „Das Wohl eines Buches besteht darin, gelesen zu werden. Bücher sind aus Zeichen gemacht, die von anderen Zeichen reden, die ihrerseits von wirklichen Dingen reden. Ohne ein Auge, das sie liest, enthalten sie nur sterile Zeichen, die keine Begriffe hervorbringen und bleiben stumm“ (S. 526). William und Adson machen sich daher auf die Suche nach dem unter Verschluss gehaltenen Buch, um Motiv und Mörder zu finden.

Als Leser*in erfährt man viel über das mittelalterliche Verhältnis zwischen Kirche und Ketzern, über den zeitlosen Mechanismus von Machterhalt durch Angstschüren, über die befreiende Wirkung des Lachens und über die für manche schmerzhafte Einsicht, dass Wissen immer nur solange gilt, bis man es besser weiß.

Obwohl ich weder die lateinische noch die griechische Sprache beherrsche und auch in Kirchengeschichte nicht wirklich bewandert bin, liest sich Umberto Ecos Der Name der Rose für mich wie ein spannender Krimi – gleichermaßen prall an Wissen wie an Leben. Grün.

Januar 2021