„Gott ist nicht schüchtern“ von Olga Grjasnowa

Gelesene Ausgabe: Aufbau Verlag, Berlin 2018

Wir leben in der besten aller möglichen Welten. Auch wenn sie unvollkommen ist. Zu diesem Schluss kam der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz in seiner Theodizee aus dem Jahr 1710. In ihr ging er der Frage nach, wie es sein kann, dass es in einer Welt, die von einem allmächtigen, gütigen Gott geschaffen wurde, so viel Übel gibt.

Für mich liest sich der Roman Gott ist nicht schüchtern von Olga Grjasnowa wie eine Antwort auf diese Frage. Die Autorin erzählt aus dem Leben zweier junger Menschen in Syrien, die voller Pläne für die Zukunft sind. Der 2011 einsetzende Bürgerkrieg zerstört ihre Hoffnungen, ihre Familien, ihr bisheriges Dasein. Von Folter und Tod bedroht, müssen sie letztendlich aus dem Land fliehen und versuchen, irgendwo neu anzufangen.

Grjasnowa hält aktuelle Zeitgeschichte literarisch fest: sprachlich exzellent, ohne Scheu vor Emotionen und mit Tiefgang. Bitte lesen. Grün.

September 2020