Gelesene Ausgabe: Wilhelm Goldmann Verlag, Verlagsgruppe Random House, München 2013
Lesen oder nicht lesen? Bei Der Distelfink von Donna Tartt ist das meiner Erfahrung nach egal. Kaum zugeklappt, war das Buch bzw. die Geschichte schon vergessen.
Nicht, dass der Roman langweilig oder schlecht geschrieben wäre. Ganz im Gegenteil. Es ist alles perfekt. Eine Spur zu perfekt, zu glatt, sodass leider nichts, aber auch gar nichts hängen bleibt. Und das obwohl es um einen Jungen geht, der durch einen Terroranschlag in New York erst zum Halbwaisen und Kunstdieb wird, bevor er in seinen Jugendjahren über eine mal mehr oder weniger schiefe Bahn ins Erwachsenenleben schlittert.
Könnte ein toller Bildungsroman sein. Doch nichts geht in die Tiefe, alles ist Oberfläche. Nichts wirkt echt. Alles ist Schein. Ganz wie bei manchem Hollywoodstreifen. Man geht rein ins Kino, hat Kurzweil, geht wieder raus. Allerdings benötigt man zum Lesen dieses Buchs mehr als die 90 Minuten Spielfilmlänge. Denn ganz nach der bei vielen amerikanischen Autor*innen beliebten Schreibregel „Viel hilft viel!“ füllt Tartt 1.022 Seiten.
So kann man mit Lesen reichlich Zeit vertreiben. In meinen Augen bestenfalls ein Gelb.
August 2020