„Vom Nachexil“ von Georges-Arthur Goldschmidt

Gelesene Ausgabe: Wallstein Verlag, Göttingen 2020

Es gibt Bücher, die man aufschlägt, zu lesen beginnt und schon nach wenigen Sätzen wird klar, dass man sich im Klang dieser Sprache auf eigentümliche Weise aufgehoben fühlt. So ein Buch ist Georges-Arthur Goldschmidts Vom Nachexil für mich. Aber viel wichtiger: Es handelt auch davon, in welcher Sprache man zu Hause ist.

Goldschmidt erzählt, wie er während des Naziregimes als evangelisches Kind mit jüdischen Wurzeln aus Deutschland fliehen musste, seine Heimat, seine Sprache verlor und versuchte, in Frankreich und der ihm bis dahin fremden Sprache anzukommen.

In den gerade mal 86 Seiten stecken traumatische Kindheitserfahrungen, die Einsicht, dass eine andere Sprache mehr ist, als eine andere Art zu sprechen, und eine wunderschöne Liebeserklärung an die französische Sprache: „So ist das Französische eine orangene, ins Warm-Rötliche verlaufende, ein wenig melancholisch nach Westen gerichtete Nachmittagssprache in von fernen Hügeln umrandeter Landschaft“ (S. 66). 

Vom Nachexil ist ein in leisem Ton geschriebenes, eindringliches Zeitzeugnis. Lesenswert. Grün.

August 2020