Gelesene Ausgabe: Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 2021
Hugo von Tschudi, um den sich Mariam Kühsel-Hussainis Roman dreht, ist keine fiktive Person, es hat ihn tatsächlich gegeben. Er war Kunsthistoriker und leitete von 1896 bis zu seiner Beurlaubung im Jahr 1908 die Nationalgalerie Berlin.
In ungewohnt schmuckreich fließendem Deutsch erzählt Kühsel-Hussaini am Beispiel von Tschudi und seinem Einsatz für den französischen Impressionismus von dem immer wiederkehrenden Kampf, das Neue, das Unvergleichliche zu erkennen und zuzulassen. Ihre Sprache erlaubt sich dabei nicht nur Träger, sondern Teil der Geschichte zu sein.
Die teils mantrahaft wiederholten Tschudi-Bewunderungssätze fand ich gewöhnungsbedürftig. Die romanhafte „Wieder“-Begegnung mit anderen Größen der zu Ende gehenden deutschen Kaiserzeit hat mir gefallen. Zu ihnen zählen Künstler wie Rodin oder Max Liebermann, der spätere Politiker Walther Rathenau, Cosima Wagner, damals Leiterin der Bayreuther Festspiele, Rudolf Virchow, langjähriger Direktor des pathologischen Instituts der Charité, Kaiser Wilhelm II. und viele mehr.
Schon allein deshalb lohnenswert. Grün.
Februar 2022