Gelesene Ausgabe: S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2022
Tomás Nevinson von Javier Marías gehört zu den Büchern, die ich wohl dosiert und sehr langsam lese. Jeden Tag nur ein paar Kapitel. Bis ins einzelne Wort dicht gewebt, laden sie zum Verweilen ein. Ein Paradebeispiel dafür sind übrigens auch Uwe Johnsons Jahrestage.
Doch zurück zu Tomás Nevinson. Der britische Geheimagent außer Dienst mit spanischen Wurzeln erzählt eine Geschichte aus den 1990er-Jahren, von den Anschlägen der Irish Republican Army (IRA), von denen der baskischen ETA und von der Vernetzung zwischen den beiden Gruppierungen. Rückblickend auf seine damalige Suche nach einer untergetauchten Terroristin, die er identifizieren und eliminieren soll, reflektiert er über die fünf menschlichen Ansteckungsgefahren Grausamkeit, Hass, Glauben, Wahn und Dummheit sowie das daraus resultierende Problem des binären Denkens. Doch es gibt kein richtig oder falsch. Damit gilt es auch für Nevinson zu leben.
Seite 731. Ende. Ich werde den Roman und seine Protagonisten vermissen. Genauso wie den im letzten Herbst verstorbenen Autor Javier Marías. Eindeutiges Grün.
März 2023