Gelesene Ausgabe: Rowohlt Berlin, Berlin 2023
Ein Vater, der 1945 als Kind nach Sibirien vertrieben wurde. Eine Tochter, die 1990 in einer niedersächsischen Kleinstadt aufwächst und mit Spätaussiedlern konfrontiert wird. In ihrem Roman Sibir verwebt Sabrina Janesch Erlebnisse aus beiden Kindheiten.
In diesem Verweben liegt aus meiner Sicht die Stärke des Buches. Sibir verdeutlicht im unangestrengten Lesefluss, dass sich die Gegenwart manchmal nur aus der Vergangenheit verstehen lässt und dass die Vergangenheit manchmal erst in der Gegenwart Aufklärung erfährt. Erinnerung wiederum ist von beidem geprägt. Umstände, die in vielen aktuellen Debatten nur allzu oft vernachlässigt werden.
Dennoch hat Janesch kein Lehrstück geschrieben, sondern einen schönen, poetischen Roman. Kann man sehr gut lesen. Ein strahlendes Gelb.
Mai 2023