Gelesene Ausgabe: btb Verlag, Verlagsgruppe Random House, München 2016
Ulrich Ritzel hat mit seinen Büchern rund um den Ermittler Hans Berndorf preisgekrönte Krimiliteratur geschrieben. Umso seltsamer kommt mir der Berndorf-Roman Nadjas Katze vor.
Die Handlung ist durchaus typisch für Ritzel: Berndorf, mittlerweile Privatdetektiv in Berlin, wird von Nadja Schwertfeger, einer Dufflecoat tragenden Studienrätin a.D., engagiert. Sie wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von einem Ravensburger Ehepaar adoptiert und möchte nun wissen, wer ihre leibliche Mutter ist. Bei der Suche stößt Berndorf auf nationalsozialistische und andere Verbrechen.
Der Roman ist streckenweise von einer Betulichkeit, die ich aus den früheren Berndorf-Krimis nicht kenne. Ganze Passagen wirken auf mich, als hätte nicht Ritzel sie geschrieben, sondern seine Protagonisten Schwertfeger. Eine verbitterte Frau, die Romanfiguren und Leser*innen unentwegt belehrt. An manchen Stellen wähnt man sich gar in einer schlechten Tatortsendung, bei der ein Kommissar dem anderen erklärt, was eh schon alle wissen. Das lähmt die Handlung und bremst sie, wenn sie dann endlich mal in Fluss kommt, sofort wieder aus.
Was immer da passiert ist: Rot.
September 2020