„Meine Antonia“ von Willa Cather

Gelesene Ausgabe: btb Verlag, Verlagsgruppe Random House, München 2009

Auf die Autorin Willa Cather und ihren Roman Meine Antonia bin ich über das ebenfalls beim btb-Verlag erschienene Buch Leidenschaften aufmerksam geworden. Darin stellen Verena Auffermann, Gunhild Kübler, Ursula März und Elke Schmitter 99 Autorinnnen der Weltliteratur vor. 

Meine Antonia ist ein Buch, um aus der Zeit zu fallen. Man findet sich Ende des 19. Jahrhunderts im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten wieder, genauer gesagt in Nebraska. Hierher verschlägt es eine aus Böhmen ausgewanderte Familie, die gekauftes Land urbar machen will und deren Tochter Antonia heißt. Diese macht schnell Bekanntschaft mit dem Nachbarsjungen Jim.

Willa Cather macht Jim zum Erzähler der Geschichte und lässt ihn Jahrzehnte später seine Sicht auf Antonias Leben niederschreiben. Er berichtet fern aller Wildwestromantik über das harte Farmerleben in der Prairie, über gemeinsame Kindheitserlebnisse, über das, was er vom Hörensagen oder durch vereinzelte spätere Besuche bei Antonia weiß.

Diese konsequente Außensicht auf Antonia trägt zur Eigentümlichkeit dieses Romans bei. Was sie innerlich tatsächlich fühlt, wünscht, träumt oder denkt, bleibt ungesagt. Man schaut ihr lesend beim Leben zu, dabei wie sie – Schicksalschläge, Fehlentscheidungen, Ungerechtigkeiten hin oder her – scheinbar unbeirrbar ihren Weg geht. Das mag banal klingen, doch es entsteht das bleibende Bild einer in die Landschaft geschnitzten Persönlichkeit. Grün.

Oktober 2020