Gelesene Ausgabe: Argument Verlag, Hamburg 2010
Dominique Manotti stellt ihrem Wirtschaftskrimi Letzte Schicht die Warnung voran: „Dies ist ein Roman. Alles ist Wahrheit, alles ist Lüge“ (S. 5). Dann entrollt sie ein fiktives Handlungsgeschehen rund um eine wahre Begebenheit, die Privatisierung des französischen Rüstungs- und Elektrokonzerns Thomson Mitte der 1990er-Jahre.
Präzise und in schonungslos klarer Sprache beleuchtet Manotti die Verstrickungen von Politik und globalisierter Wirtschaft. Sie eröffnet den Leser*innen über wechselnde Protagonist*innen einen multiperspektivischen Blick auf die Ereignisse. Da ist alles mit drin: Betrug, Erpressung, Drogenhandel, Prostitution, Jagdseilschaften und Mord. Unglaublich spannend und von erschreckender, sagen wir, Realitätskompatibilität. Nur der Ausgang der Geschichte für die Arbeiterin Rolande Lepetit ist zu schön, um wahr zu sein.
Insgesamt fragt sich, was naiver ist: Dieser Wahrheit, dieser Lüge zu glauben oder nicht? Öffnet die Augen. Unbedingt lesen. Grün.
September 2020