Gelesene Ausgabe: Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main, Wien, Zürich 2022
Klatsch und Tratsch auf höchstem Niveau. Andrea Wulf gelingt in Fabelhafte Rebellen das Kunststück, nah am Menschen und zugleich wissenschaftlich fundiert über die Frühromantik zu schreiben. Hinter den Namen der großen deutschen Dichter und Denker werden Charaktere sichtbar, deren Ideen und Wirken die Autorin nicht losgelöst, sondern eingebettet in deren Lebensumstände im von der französischen Revolution geprägten Europa nachzeichnet.
Dreh- und Angelpunkt des frühromantischen Denkens war das Ich und seine Welterfahrung: „Sowohl Schiller als auch Humboldt waren von der Idee der Selbstbestimmung fasziniert. Kants Aufforderung »bestimme Dich aus Dir selbst«, beschrieb für Schiller kurz und knapp alles, was wichtig war“ (S.89).
Das Buch verdeutlicht, wie sich die Dichter, Philosophen und Wissenschaftler in freundschaftlichen Diskussionen oder auch bitteren Auseinandersetzungen gegenseitig auf ihren Gedankenwegen inspirierten.
Neben der Hochachtung vor der Geistesgröße dieser Fabelhaften Rebellen erwächst beim Lesen manchmal regelrecht eine Sehnsucht nach dem „befreienden Denken“ der damaligen Zeit. Wie ich finde, schon allein deshalb sehr lohnenswert. Grün.
Juli 2023