Gelesene Ausgabe: Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2021
Eva Menasse hat mit Dunkelblum einen aus der Zeit gefallenen Roman geschrieben. Einen, der das Leben nicht Moralkeulen schwingend einfacher macht, als es ist, sondern ihm die gegebene Komplexität zugesteht.
Ein mittlerweile fast schon ungewohntes Lesevergnügen. Wobei das Thema – die NS-Vergangenheits-Nichtbewältigung in einer burgenländischen Kleinstadt im August 1989 – im Grunde alles andere als vergnüglich ist.
Unterlegt mit reichlich österreichischem Schmäh zeichnet Menasse Charaktere, die sich irgendwo zwischen Obrigkeitshörigkeit und Selbstgefälligkeit, zwischen Wegschauen und Betroffenheit an der Wahrheit vorbeibewegen. Das verleiht Dunkelblum eine außergewöhnliche Tonalität, die komisch und zugleich entlarvend ist.
Für manche werden in dem Roman alltäglich erlebte oder verübte Grausamkeiten erst durch distanzierte Betrachtung in ihrer Ungeheuerlichkeit sichtbar. Andere müssen vor dieser Ungeheuerlichkeit geschützt werden.
Lesen satt. Grün.
Oktober 2021