Gelesene Ausgabe: S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2020
Ingo Schulzes Roman Die rechtschaffenen Mörder fängt ganz harmlos an. Im ersten Teil erzählt Schulze beziehungsweise sein allwissender, nicht aktiv an der Handlung teilnehmender Erzähler Schultze mit „t“ die Geschichte eines Antiquars im erst getrennten und dann wiedervereinten Deutschland, der schließlich mit der rechten Szene sympathisiert.
Plötzlich kippt das Ganze: Im zweiten Teil verliert der Erzähler seine Allwissenheit und wird selbst zum Protagonisten in einer Liebesgeschichte.
Und wieder kippt das Ganze: Im dritten Teil wird die Lektorin (?) von Schultze zum erzählenden Ich und der Roman zu einem Whodunit, an dessen Ende der Begriff der Rechtschaffenheit eine unbehagliche Mehrdeutigkeit offenbart.
Schulze ohne „t“ treibt sein Spiel mit den Leser*innen und ihren Erwartungen. Eine kuriose Leseerfahrung. Grün.
Juli 2020