Gelesene Ausgabe: Süddeutsche Zeitung I Bibliothek, Süddeutsche Zeitung GmbH, München 2004
Dieser Malte Laurids Brigge ist ein durchlässiger Mensch: Die Welt dringt ungehindert in ihn ein. Er versucht das innerlich Erlebte aus sich herauszuschreiben.
Fremd im Paris des beginnenden 20. Jahrhunderts zeichnet er in 71 mehr oder weniger losen Prosatexten auf, was er sieht, hört, denkt, woran er sich aus seiner Kindheit in Dänemark erinnert, welche historischen Persönlichkeiten und Ereignisse ihn bewegen.
Das Ergebnis ist ein poetisches Selbstbildnis, ein „gemaltes“ Romanfragment, in dem es um alles Wesentliche zwischen Leben und Tod geht. Zuweilen schmerzhaft ehrlich: „Und doch, es war wieder etwas da, das mich nahm wie Papier, mich zusammenknüllte und fortwarf, …“ (S. 50). Zuweilen zu Herzen gehend schön – „… nur mit den Hunden hatte ich kurze Gespräche dann und wann: …“ (S. 25).
Rainer Maria Rilkes Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge ist 1910 erstmals erschienen und war meine Buchentdeckung des Jahres 2004. Grün.
September 2020