Gelesene Ausgabe: Edition Nautilus, Hamburg 2020
Im Mittelpunkt von Jérôme Leroys Kriminalroman Der Schutzengel steht Kardiatou Diop, eine junge, aufstrebende, schwarze Politikerin. Sie ist Staatssekretärin in der französischen Regierung und soll im Rahmen eines politischen Komplotts geopfert werden.
Erzählt wird ihre Geschichte indirekt über drei Männer, die Kardiatous Leben teils maßgeblich beeinflussen. Der erste Teil handelt von Berthet: Der auf den Ruhestand zugehende Auftragskiller der Unité, eine dem französischen Innenministerium unterstellte Geheimorganisation, soll im Auftrag eben dieser liquidiert werden. Er berichtet parallel zu den Ereignissen über Morde, die er während seiner Laufbahn begangen hat.
Im zweiten Teil geht es um den politisch linksgerichteten Schriftsteller Martin Joubert. Er heißt eigentlich Denis Clement und schreibt aus Geldmangel für rechte Medien. Er steckt mitten in der Midlife-Crisis, die er mit Beruhigungsmitteln bekämpft, und war einst ein Lehrer von Kardiatou.
Im dritten Teil spricht Kardiatous Referatsleiter, der gleichzeitig ihr Geliebter ist, rückblickend über das Geschehen rund um das Komplott. Den Schluss bildet ein fast schon märchenhaftes Ende gut, alles gut.
Ganz ehrlich: Ich finde dieses Buch zutieftst befremdlich. Doch so erschreckend es ist, Leroys Der Schutzengel passt in die heutige Zeit, in der so mancherorts mit „alternativen Fakten“ und gezielt lancierten Fake News Politik gemacht wird. Ein trauriges Grün.
Oktober 2020