Gelesene Ausgabe: Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 2023
Betrug von Zadie Smith verhandelt die Selbst- und Weltbetrachtung von Eliza Touchet, die im viktorianischen England des 19. Jahrhunderts umständehalber den Haushalt ihres Cousins, des Schriftstellers William Harrison Ainsworth, führt.
Das ist aus meiner Sicht weder ein Pageturner noch ein spannender Kriminalroman. Interessant wird es ab der zweiten Hälfte des Buches, wenn die Protagonistin öfter von sich absieht und Andrew Bogle, Zeuge im historisch verankerten Tichborne-Prozess, seine Geschichte erzählt – eine Geschichte von Sklavenhandel und von der Sklavenarbeit auf jamaikanischen Baumwollplantagen. Beides fundierte den Wohlstand der britischen Kolonialherren.
Aktualität bezieht Betrug aus der Darstellung der polarisierenden Kraft von Wahrheit gegenüber einer von gesellschaftlichen Gruppen gewollten Wahrheit, heute Fake-News genannt. Mir ist der Roman alles in allem zu konstruiert. Klug und lesenswert ist er trotzdem. Gelb.
Januar 2024