„Ein sanfter Tod“ von Simone de Beauvoir

Gelesene Ausgabe: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, Juni 1986

Während meiner Studienzeit habe ich viel von Simone de Beauvoir und Jean Paul Sartre gelesen. Ihre existenzialistisch geprägten Bücher passten irgendwie gut in diese Lebensphase, in der man sein Dasein zunehmend eigenverantwortlich gestaltet.

Nachdem nun, 2020, Kate Kirkpatricks Biographie über Simone de Beauvoir erschienen ist, habe ich Beauvoirs Ein sanfter Tod ein zweites Mal aus dem Regal gezogen. Der schmale Band ist kein Roman. Beauvoir zeichnet darin die letzten Lebenswochen ihrer Mutter nach. Sie berichtet, was sie während dieser Zeit erlebt, empfunden und gedacht hat. Es ist inhaltlich kein leichtes, aber ein lohnendes Buch. Beauvoir schreibt präzise, bedacht, gefühlvoll, aber nicht gefühlsbeladen.

Fern der in heutiger Zeit grassierenden Schreibwerkstätten-Eloquenz reichen ihr 120 Seiten, um zu sagen, was zu sagen ist. Jedes Wort ist von Belang. Vom weißen Telefon über den alten Morgenrock bis zur kaputten Jalousie – nichts wird ohne Grund beschrieben. Wie erholsam, ein Buch zu lesen, das statt Masse erzählerische Klasse bietet. Jetzt habe ich Lust, auch meine anderen Bücher von Beauvoir noch mal zu lesen. Grün.

Juli 2020