“Serge” von Yasmina Reza

Gelesene Ausgabe: Carl Hanser Verlag, München 2022

In diesem Buch wird gestritten und über dieses Buch kann man streiten. Denn mit ihrem Roman Serge wagt sich die Autorin Yasmina Reza auf das schwierige Terrain des Gedenkens.

Drei Geschwister, Serge, Jean und Nana, machen sich begleitet von ihren aktuellen Familienzwistigkeiten auf die Reise zur KZ-Gedenkstätte in Ausschwitz. Reza stellt öffentliches und persönliches Gedenken ins Verhältnis und in Frage: „Ein Wissen, das nicht zutiefst mit einem selbst verbunden ist, bleibt folgenlos. Von der Erinnerung ist nichts zu erwarten. Dieser Fetischismus der Erinnerung ist bloßer Schein“ (S. 106). Ein provozierender, ein unbequemer Satz.

Ob ich die Position der Autorin nun teile oder nicht – ein Buch, das wie Serge zur Auseinandersetzung mit einem derart relevanten Thema auffordert, ist für mich lesenswert. Grün.

März 2022