Gelesene Ausgabe: Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2014
Ja, es gibt diese Tage, an denen ich mich nach einem Buch sehne, das ein bisschen spannend ist, ein bisschen schön, und das mich in eine andere Welt hineinzieht. Dann schaue ich in die Spiegelbestsellerliste (1. Fehler), glaube dem Werbeslogan „Ein alter Mann, den man lieben muss. Ein Buch, das man lieben wird“ (2. Fehler) und schon sitze ich da mit dem Roman Ein seltsamer Ort zum Sterben von Derek B. Miller.
Bejahrter amerikanischer Jude rettet in Oslo ein Kind aus dem Balkan. Es geht um Demenz, den Holocaust, den Koreakrieg, den Vietnamkrieg, väterliche Schuldgefühle, die Jugoslawienkriege, Männerfreundschaften, Fehlgeburten etc.
Mit unbestrittener Eloquenz packt Miller rein was geht, spült weich und verwendet die Themen ausschließlich klischeehaft. Das Ergebnis ist nicht zum Aushalten vorhersehbar. Das ist kein „liebenswerter“ Thriller (was ja an sich schon Humbug ist), sondern ein eindeutiger Fehlkauf. Rot.
November 2020