Gelesene Ausgabe: dtv, München 2019
Wenn Roman- oder Spielfilmautoren den Zweiten Weltkrieg fiktionalisieren, die erst Jahre oder Jahrzehnte nach dessen Ende geboren wurden, bereitet mir das in der Regel ein gewisses Unwohlsein. Obwohl ich ebenso wenig dabei war, erscheint mir das Ergebnis oft verkitscht, klischeehaft, gewollt oder moralinsauer.
Ganz anders verhält es sich mit dem Roman „Unter der Drachenwand“ von Arno Geiger. Es handelt von einem jungen Soldaten, der 1944 am Mondsee seine Kriegsverletzung auskuriert, eine verheiratete Frau lieben und seinen Onkel hassen lernt. Geschildert wird eine im Krieg feststeckende Welt, die Ohnmacht unter dem Naziregime, das Aufbegehren, dessen Grenzen und wie viel Mut es kosten kann, menschlich zu handeln.
Hohe Authentizität gewinnt das Buch durch eingeschobene Briefkapitel, für die Geiger, wenn ich es richtig verstanden habe, auf echte Briefe aus der Kriegszeit zurückgegriffen hat. So oder so ähnlich könnte es womöglich gewesen sein. Mein Buch des Jahres 2019. Unbedingt lesen. Grün.
August 2020